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Trotz des bescheuerten deutschen Verleihtitels: eine empfehlenswerte Sommerkomödie. Regisseurin Noémie Lvosky erzählt von der 41-jährigen Camille, die noch einmal 16 sein darf. Da ist sie – die von ihrem Mann enttäuschte Ehefrau – plötzlich wieder Schülerin und lernt den künftigen Gatten gerade kennen. Soll sie alles noch einmal so machen wie gemacht? Schwierige Frage. Der Film beantwortet sie sehr leichtfüßig.

camille_320Das Besondere: Noémie Lvosky spielt auch die 16-Jährige. Sie ist und bleibt eine gezeichnete Frau. Die Umwelt im Film allerdings sieht in ihr die pubertierende Göre. Es geht nicht darum, die Illusion zu erzeugen, dass die Figur wirklich in die Jugend zurück versetzt wurde. Es geht viel mehr darum, sich mit der Frage zu befassen, ob wir, wenn wir denn auf die Erfahrungen gelebter Jahre zurückgreifen könnten, als junge Menschen schlauer wären als wir es je waren. Das sorgt für viel Komik. Doch auch der Ernst hat seinen Platz, etwa wenn Camille, wissend, was kommt, versucht, den viel zu frühen Tod der Mutter zu verhindern. Das Innehalten in Momenten des Traurigen lässt die Komik natürlich umso mehr schillern.

Kenner des französischen Kinos werden sich über die vielen Stars in kleinen und kleinsten Rollen freuen. Sogar der legendäre Jean-Pierre Léaud ist zu entdecken. Und schon rattern wohl bei jedem im Kinosaal, der Truffauts Lieblingsschauspieler schon in dessen jungen und damit in den eigenen jungen Jahren geschätzt hat, im Kopf Szenen ab, wie Camille sie durchleben darf. Und man weiß: Wie gut, dass wir in der Wirklichkeit das Rad der Zeit nicht zurück drehen können.
Peter Claus

Camille – Verliebt nochmal!, von Noémie Lvosky (Frankreich 2011)

Bilder: Movienet (24 Bilder)