Kinder lieben es: das Möbius-Band: ein Papierstreifen wird einmal verdreht, und die Enden werden zusammengeklebt. Auf einem solchen Band gibt es keinen Anfang und keine Ende und keine zwei Seiten mehr, kein Unten und kein Oben, kein Hinten und kein Vorn. Es dient trefflich als Symbol der Unendlichkeit. All das gibt es auch nicht für die Protagonisten dieses Thrillers von Autor und Regisseur Eric Rochant. Allerdings geht es letztlich vor allem um den Thrill der Liebe. Sie spielt die Hauptrolle. Und wer frisch verliebt ist, lebt ja meist auch in der Unendlichkeit.
Dem Film gilt eine besondere Aufmerksamkeit, weil Jean Dujardin die Hauptrolle spielt. 2012 hat er für seine Leistung in „The Artist“ als erste Franzose den „Oscar“ als bester Hauptdarsteller gewonnen. Klar also, dass viele wissen möchten, ob er weiterhin als exzellenter Akteur bestehen kann. Er kann! Als russischer Geheimagent Grégory Lioubov zeigt er, dass er aus einem Nichts an Rolle ein Ereignis machen kann. Mimisch hoch virtuos wirkt er auch in stummen Szenen äußerst beredt. Zudem meistert er die Schwierigkeit, einen Bösewicht zum Sympathieträger zu machen, scheinbar mit links. Die schön verklausulierte Story beginnt damit, dass Grégory Bankchef Rostovsky (Tim Roth) beseitigen soll. Dabei kommt ihm die mysteriöse Bankfachfrau Alice (Cécile de France) in die Quere. Zunächst bändelt er mit ihr allein deshalb an, weil er herausfinden will, was ihr Lebensgeheimnis ist. Doch er verliebt sich wirklich in sie. Und damit wird’s gefährlich.
Eric Rochant erzählt angenehm unaufgeregt. Die Spionage-Story verliert mit Fortlauf der Handlung an Bedeutung. Entscheidender ist die Liebesgeschichte, die sich im Spannungsfeld von russischen und US-amerikanischen Geheimdiensten und internationaler Wirtschaftskriminalität entwickelt. Diese Geschichte ist deshalb so spannend, weil sie sich im Geheimen entwickeln muss. Weder die diversen Auftraggeber, noch die Gegner, dürfen von der Zweisamkeit erfahren. Daraus erwächst schon ein gehöriges Maß an Spannung. Die durch die Darsteller gekonnt gesteigert wird. Jean Dujardin und Cécile de France entfachen ein heftiges erotisches Knistern. Und das von Anfang an. Da gibt es etwa eine Szene in einem Spielclub: die Zwei sehen einander, versinken in ihren Blicken, suchen das Gegenüber in Spiegeln – und schon brennt die Luft. Und insbesondere das macht den Film zu einem außerordentlichen Vergnügen.
Peter Claus
Die Möbius-Affäre, von Eric Rochand (Frankreich/ Belgien/ Luxemburg/ 2013)
Bilder: Prokino (Fox)
- „Rosenmontag For Future“ Oder: Lachen schult das freie Denken - 9. Februar 2020
- Thilo Wydra: Hitchcock´s Blondes - 15. Dezember 2019
- Junges Schauspiel am D’haus: „Antigone“ von Sophokles - 10. November 2019
Schreibe einen Kommentar