Katastrophen haben Konjunktur – in der Wirklichkeit und im Kino. Grad erst hat „World War Z“ eine Invasion von Zombies heraufbeschworen, schon geht’s weiter. So einige Weltuntergangsdramen, Endzeitschocker und horrorgespickte Zukunftsvisionen stehen in den nächsten Wochen an. Den Auftakt macht dieses Grusical von „Pacific Rim“ Regisseur Guillermo del Toro
Der Mexikaner Guillermo del Toro gilt seit seinem Welterfolg „Pans Labyrinth“ als Meister subtilen Horrors. Dieses Mal drückt er allerdings sehr heftig auf die Tube. Er offeriert eine knallbunte fröhliche Schlacht fliegender Riesenroboter gegen eine Monsterinvasion aus den Tiefen des Pazifiks. Kaiju werden die Biester genannt, die es auf die Menschheit abgesehen haben. Zunächst sieht es so aus, als könnten gigantische Flugroboter namens „Jaeger“ dem Gemetzel ein Ende bereiten. Gesteuert werden die Kampfmaschinen von der Größe eines Hochhauses durch jeweils zwei durch Hirnströme aneinander gekoppelte und damit aufeinander angewiesene Piloten. Das funktioniert auf Dauer aber nicht so richtig, schließlich soll das Abenteuer ja nicht bereits nach Kurzfilmlänge beendet sein. Also gibt es Rückschläge, Verwirrungen und andere Stolpersteine. Natürlich erscheint ein Held. Das ist „Jaeger“-Pilot Raleigh Becket (Charlie Hunnam). Der gibt Gas. Mit weiblicher Unterstützung. Und die Menschheit darf sich wieder mal eins ins Fäustchen lachen.
„Kaiju“ ist in der japanischen Sprache das Wort für gigantische Horrorwesen. Im Westen Europas wurde als Beispiel dafür Godzilla bekannt. An diese in den 1950er und 60er Jahren nicht nur in Asien beliebten Ungeheuer erinnert Guillermo del Toro denn auch mit geradezu kindlicher Lust. Seine Vision des Schreckens hat ihren ersten Höhepunkt, wenn so ein mörderisches Viech kurz mal durch San Francisco stapft, dabei abertausende Menschen ins Jenseits befördert und eine Spur der Verwüstung hinterlässt. Kurz: es kracht und knallt. Geboten wird Action pur. Garniert ist das Feuerwerk der Effekte mit einem wildwuchernden pseudophilosophischen Gedankengeflecht, das, sollte der Film weltweit die Kassen füllen, Ansätze für jede Menge Fortsetzungen bietet.
Der Film besticht vor allem mit Computertricks. Die sind in der Tat ausgefeilt. Hervorgehoben sei eine fast halbstündige Szenenfolge, die im Meer beginnt und im Weltall endet. Das sieht wirklich furchteinflößend aus. Der phantastische Horror ist zudem recht wirkungsvoll, weil er nicht durchweg in Hochglanzbildern präsentiert wird. Die Optik entspricht oft dem Stil der gängigen TV-Nachrichten: da wackelt die Kamera schon mal oder zoomt kurz in die falsche Richtung. Der dadurch entstehende Eindruck einer unmittelbaren Berichterstattung ist von großem Reiz. Erhöht wird der dadurch, dass die Story nicht in einer unüberschaubaren Flut von Tricktechnik ertrinkt: die entscheidende Spannung resultiert daraus, dass der Blick auf die Menschen dominiert, deren Hoffnungen und Ängste, Möglichkeiten und Beschränkungen
…Schauspielerisch wird auf Solidität gesetzt. Neben dem Briten Charlie Hunnam, der seinen bisher wichtigsten Auftritt 2002 mit der Titelrolle in der Dickens-Adaption „Nicholas Nickleby“ hatte, trumpft die 2006 in „Babel“ international bekannt gewordene Japanerin Rinko Kikuchi als Amazone auf. Neben den Beiden sorgen Charlie Day und Burn Gorman als etwas verwuselte Wissenschaftler sowie Ron Perlman im Part eines schrägen Gangsters für einigen Humor. Es darf also auch gelacht werden. Was sich in der Rückschau als das Beste des Films erweist.
Peter Claus
Pacific Rim, von Guillermo del Toro (USA 2013)
Bilder: Warner Bros. Pictures
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