Richard Linklater, Julie Delpy und Ethan Hawke können’s nicht lassen. Nun schon zum dritten Mal plaudern sie über das Miteinander von Celine und Jesse. Fast ein Jahrzehnt ist nach dem letzten Kino-Streich vergangen. Die Beiden sind verheiratet und haben zwei Töchter, ein Zwillingspaar. Friede, Freude, Eierkuchen. Würze bringt ein Urlaub in Griechenland, zu dem auch Jesses Sohn Hank (Seamus Davey-Fitzpatrick) aus erster Ehe kommt. Was Papa Jesse daran erinnert, dass er nicht gerade ein guter Vater ist, und wiederum Celine, made in Paris, Gewissensbisse einbringt, weil sie ein Leben in den USA ablehnt. Doch die Liebe überstrahlt alles mit sanfter Schönheit. Und wo der davon ausgehende Glanz nicht genug wärmt, richten sich Celine und Jesse in einem Kuschel-Bett vieler Gespräche ein.
Viele Kritiker jubeln und attestieren dem Film brillante Dialoge, Scharfzüngigkeit, Romantik. Ich finde ihn nur banal und geschwätzig. Alles ist nett anzusehen und der Redefluss von einschmeichelnder Musikalität. Über eine oberflächliche Bebilderung geht es für mich nicht hinaus. Julie Delpy nervt, wie eh und je, mit aufgesetzt anmutendem Groß-Mädchen-Charme und Ethan Hawke mit Bubi-Männlichkeit. Entwicklungen der Charaktere sind nicht auszumachen, die soziale Wirklichkeit lugt allenfalls mal um die Ecke. Das ist Boulevard-Theater auf Sparflamme.
Peter Claus
Before Midnight, von Richard Linklater (USA/ Griechenland 2013)
Bilder: © Prokino Filmverleih
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