Mark Wahlberg haftet immer noch der Ruf an, ein Kleiderständer zu sein. Das Ex-Model hat aber bereits mehrfach seine Stärken als Schauspieler unter Beweis gestellt. Jetzt allerdings kommt die Frage auf, wie weit er dabei auf Gefühl statt auf Grips setzt. Dieser von ihm als Hauptdarsteller getragene und obendrein mitproduzierte Film drängt einen zur Vermutung, dass er es mit dem Grips nicht so hat. Der Thriller entpuppt sich nämlich als unreflektiertes Plädoyer für Selbstjustiz.
Hauptfigur ist Billy Taggert (Mark Wahlberg). Er musste seinen Job als Polizist in New York an den Nagel hängen, nachdem er angeklagt worden war, einen Gangster kaltblütig und bewusst niedergeschossen zu haben. Zu einer Verurteilung kam es nicht. Denn Bürgermeister Nicholas Hostetler (Russell Crowe) hielt schützend die Hände über den schießwütigen Cop. Er ließ Billy belastendes Material verschwinden. Die Karriere seines Schützlings aber konnte er nicht befördern. Der schlägt sich als Privatdetektiv durch. Das Geld ist knapp. Und wieder hilft Hostetler. Er offeriert Billy eine Riesensumme für die Beschattung seiner Gattin Cathleen (Catherine Zeta-Jones). Als Grund gibt er an, dass er meint, die Schöne hintergehe ihn mit einem anderen Mann. Dann aber gibt’s eine Leiche – und Billy Taggert muss kapieren, dass er von dem machtbesessenen Politiker als Marionette in einem absolut schmutzigen Spiel eingesetzt wurde. Steht die Frage im Raum, ob er aus dem Schlamassel rauskommt.
Toll fotografiert, großartig gespielt, doch schludrig inszeniert – schon das stört. Schlimmer aber ist die unmoralische Grundhaltung der Erzählung. Die kulminiert im Finale mit einer überaus fragwürdigen Botschaft, die das Morden unter bestimmten Voraussetzungen als legitim deklariert. Filme wie dieser machen einem klar, wieso es immer wieder zu Gewaltexzessen etwa an Schulen in den USA (und nicht nur dort) kommt. Besonders übel stößt hierzulande auf, dass die FSK, die Freiwillige Selbstkontrolle der deutschen Filmwirtschaft, dem Machwerk eine Altersfreigabe „ab 12 Jahren“ zuerkannt hat. Die Herren, die dafür verantwortlich sind, haben ihr Gehirn offenbar genauso ausgeschaltet wie die Macher des Films.
Peter Claus
Broken City, von Allen Hughes (USA 2012)
Bilder: Universum Film
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