Regisseur Marc Rothemund zeigte 2005 mit „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ eine bezwingend strenge und dabei emotional aufwühlende Auseinandersetzung mit dem Terror des deutschen Faschismus. Beachtlich. 2007 punktete er mit der Komödie „Pornorama“. Beide Filme eint der genaue Blick auf die jeweilige Handlungszeit. Die kluge Verankerung der Figuren in der Realität sorgt für Authentizität und gibt dem Zuschauer die Möglichkeit der Identifikation. Genau das fehlt in „Mann tut, was Mann kann“. Die Story spielt, was Raum und Zeit angeht, im Unkonkreten – und bleibt damit im Vag-Albernen hängen.
Mehr als albern ist es heutzutage nämlich nicht, Männer durch die Klischee-Mühle aller möglichen Macho-Muster zu hetzen. Das hat Doris Dörrie schon vor gefühlten einhundert Jahren in „Männer“ witziger und charmanter unternommen. Die Rothemund-Variante fügt dem nichts hinzu.
Scheidungsüberbleibsel Paul (Wotan Wilke Möhring) lebt für sich und mit sich ganz gut. Dann trifft er Tierärztin Iris (Jasmin Gerat), es funkt und dann dauert’s, filmkomödienklischeetechnisch bedingt, ehe es auch happy endeln darf. Erstmal muss Paul noch durch die Hölle gelebter Männerfreundschaften. Drei seiner Kumpane (einen spielt der unverwüstliche Jan Josef Liefers) und er machen nämlich auf WG. Star des Films: Berlin. Die Stadt darf glänzen. Immerhin: die Akteure dürfen es auch. Im Rahmen der Möglichkeiten tun sie das. Wotan Wilke Möhring und Jan Josef Liefers sogar darüber hinaus. Sie schaffen es, erwachsen anmutende Charaktere zu gestalten, die gelegentlich damit erfreuen, dass sie selbstbewusst gegen den Strom schwimmen. Marc Rothemund und Drehbuchmitautor Hans Rath haben sich für ihre Protagonisten einige pointierte Situationen und viele kluge Dialoge ausgedacht. In den besten Szenen blitzt und flirrt der Humor prächtig. Nur fehlt es an wirklich dramatischer Fallhöhe. So wartet man, bei allem Vergnügen an den Hauptdarstellern und ihren Mitstreitern irgendwann nur noch auf das absehbare Finale. Das, immerhin, verblüfft dann kurz doch, weil geschickt mit den Erwartungen des Publikums gespielt wird. So geht Mann – und sicher auch Frau – denn wohl auch ganz amüsiert nach Hause.
Peter Claus
Mann tut, was Mann kann, von Marc Rothemund (Deutschland 2012)
Bilder: Warner
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