Lauer Sommerabend – Freiluftkino – Pop-Corn-Seeligkeit: dafür ist dieser Film die perfekte Empfehlung. Anders als „The Dark Knight Rises“, der jüngste Batman-Blockbuster, nervt hier nämlich kein dröger Patriotismus, werden uns die USA nicht als globaler Heilsbringer empfohlen, darf sich kindlicher Spaß an überzogenen Phantasien geradezu hemmungslos entfalten. Regisseur Ridley Scott, ein Veteran des Fantasy-Horrors, gelang ein optisch schlichtweg grandioses Abenteuer voller Spintisiererei und Spiritismus.
Die Handlung beginnt in nicht sehr ferner Zukunft: Wissenschaftler machen sich im Raumschiff „Prometheus“ auf, um Außerirdische aufzuspüren, die offensichtlich allüberall auf Erden Zeichen hinterlassen haben, Zeichen, mit denen sie zur Kontaktaufnahme einladen. Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) und Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) fanden das letzte fehlende Puzzlestück: Rund um den Erdball haben die Forscher übereinstimmende Höhlenmalereien eines fernen Sternenbildes entdeckt, die sie als Einladung einer höher entwickelten Alien-Rasse (gar Götter?) deuten. Vier Jahre später befindet sich der Raum-Cruiser „Prometheus“ auf einer Forschungsmission zu einem erdähnlichen Planeten innerhalb eben jenes Sternenbildes. Neben Shaw und Holloway befinden sich noch 15 weitere Crewmitglieder an Bord. Darunter der Android David (Michael Fassbender), Kapitän Janek (Idris Elba) und die Konzernvertreterin Meredith Vickers (Charlize Theron), die das Unternehmen im Namen des Wirtschaftsbosses Peter Weyland (Guy Pearce) finanziert. Sie und andere dringen ein in die unendlichen Untiefen des Alls. Auf einem fernen Planeten geraten sie dann geradewegs in die Hölle.
Der Film startet mit einer in ihrer beklemmenden Schlichtheit höchst beeindruckenden Variante von der Entstehung der Menschheit. Damit hebt ein rasanter Versuch an, das Verhältnis von Schöpfer und Schöpfung, also Gott und Mensch, zu illustrieren. Irrwitzig anmutende Kamerafahrten (bei denen nicht zu erkennen ist, was am Computer entstand und was nicht) reißen die Zuschauer geradezu in das Geschehen. Zunächst sieht das sogar so aus, als entstünde ein ernst zu nehmender philosophischer Exkurs. Das täuscht. Der Film wird mehr und mehr zum Rummelplatzbesuch. Eine Geisterbahnfahrt voller knalliger Effekte. Scotts Verweise auf seinen „Alien“-Klassiker wirken dabei allerdings recht bemüht. Doch das stört nicht. Die Reise ins Inferno ist von wirklich fesselnder visueller Schönheit. Da wirkt noch das Grauen attraktiv und anziehend.
Auch schauspielerisch ist das allererste Sahne (klar: Shakespeare wird nicht gespielt, aber bestes Entertainment geboten). Michael Fassbender als Roboterwesen stiehlt dabei allerdings allen anderen die Schau. Wie er zwischen Gut und Böse changiert, das ist schlicht umwerfend furchteinflößend und verunsichernd.
Fazit: Wer Freude an einem zündenden Fantasy-Feuerwerk entwickeln kann, darf diesen Film nicht verpassen. Neben „Prometheus“ sehen die bisherigen Sommer-Blockbuster einfach nur schwach aus.
Peter Claus
Prometheus – Dunkle Zeichen, von Ridley Scott (USA 2012)
Bilder: Fox
- „Rosenmontag For Future“ Oder: Lachen schult das freie Denken - 9. Februar 2020
- Thilo Wydra: Hitchcock´s Blondes - 15. Dezember 2019
- Junges Schauspiel am D’haus: „Antigone“ von Sophokles - 10. November 2019
Schreibe einen Kommentar