Mutter und (fast) erwachsener Sohn taumeln durch Asien – sind miteinander und können doch zueinander nicht kommen… – „Lost in Translation 2“? Nein. Zwar erinnert tatsächlich vieles an den Publikumserfolg von Sofia Coppola. Doch hat das Spielfilm-Regie-Debüt des Norwegers Håkon Liu eine schöne Eigenständigkeit. Und Eigensinnigkeit. Die Geschichte ist im Detail nämlich ziemlich verzwickt. Während der Sohn, Viktor (Ludwig Palmell) glaubt, die Frau Mama, Kicki (Pernilla August), wolle ihn auf der Reise nach Taiwan endlich richtig kennen lernen, ist sie in Wahrhheit nur scharf darauf, einen Typ, den sie bisher allein aus dem Internet kennt, leibhaftig zu erleben. Was Viktor arg trifft, wen wundert’s, und drum zu heftigen Komplikationen führt. Doch er findet Trost. Was wiederum eine höchst komplizierte Situation heraufbeschwört.
Pernilla August, seit dem Film „Mit besten Absichten“ einer der Schauspielstars in Schweden, legt eine Performance der Extraklasse hin. Nie gerät die schwierige Figur der Kicki, mal depressiv, mal geradezu mansch, dann wieder alkoholgetränkt, zum groben Abziehbild. Pernilla August entwickelt einen so fragilen wie facettenreichen Charakter. Und das heizt die Spannung an. Der junge Ludwig Palmell steht ihr in nichts nach. Auch er meistert seine komplizierte Rolle mit Bravour.
Menschen wollen miteinander kommunizieren, aber sie können es nicht. Wie ist es möglich, diesem Dilemma zu entkommen? Diese Frage steht (wie bei „Lost in Translation“) im Zentrum des Interesses. Sie wird nicht platt beantwortet, doch gibt es einige Anregungen, Lösungen des Problems nahe zu kommen. Das ist sehr sensibel inszeniert und gespielt. Schade nur, dass es gen Ende etwas platt wird.
Peter Claus
Miss Kicki, von Håkon Lui (Schweden/ Taiwan 2009)
Bilder: Barnsteiner
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