Tragikomödien haben Saison. Diese norwegische beobachtet effektvoll und mit viel Gefühl die Flucht eines Teenagers in die Welt des Punk. Trotz derben Witzes werden dabei sehr feinfühlig die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens beleuchtet. Das ist ja schon mal für sich genommen nicht gerade einfach. Wenn dann noch die Mutter durch einen Unfall stirbt, ist das für einen Pubertierenden kaum zu ertragen. Doch Nikolaj (Åsmund Høeg) will sich behaupten. Punk-Musik und eine derbe Fäkalsprache sollen helfen. Das sorgt für einige Komplikationen.
Nikolaj Frobenius’ Roman „Theorie und Praxis“ hat die Vorlage für den Film geliefert. Regisseur Jens Lien und Frobenius selbst als Drehbuchautor haben Episoden des autobiographischen Rückblicks in die Sprache des Kinos übertragen. Dem Buch, es war 2004 ein Bestseller in Norwegen, und dessen Gedankenreichtum kann ein Spielfilm nicht gerecht werden. Doch die entscheidende Botschaft vom Nutzen einer Vielfalt von Meinungen, Lebensstilen und Haltungen, Religionen für die menschliche Gemeinschaft wird publikumswirksam illustriert.
Die Filmerzählung bietet Nachdenklichkeit und Humor. Die Präsenz der Hauptdarsteller setzt entscheidende Akzente. Vor allem der jugendliche Åsmund Høeg als Nikolaj und der durch den Hit „Elling“ bekannte Sven Nordin in der Rolle des Vaters sorgen für eine erstaunlich glaubwürdig anmutende Atmosphäre. Punk-Fans erwartet als Clou die Mitwirkung von John Lydon, der unter dem Künstlernamen Johnny Rotten von 1976 bis 1978 als Sänger der englischen Skandal-Punk-Band Sex Pistols berühmt wurde.
Der Rückblick auf Dorfalltag vor mehr als dreißig Jahren in Norwegen mutet erstaunlich heutig an. Grundsätzliche Probleme des stets erhofften Mit- und oftmals eben auch notwendigen Gegeneinanders der Generationen haben sich nicht geändert. Das hat durchaus etwas Beruhigendes.
Peter Claus
Sons of Norway, von Jens Lien (Norwegen, Schweden, Dänemark 2011)
Bilder: Alamode (Filmagentinnen)
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