Komm, süßer Tod!

Mit dem Tod, sagt man, sei nicht zu spaßen. Was aber, wenn das Kino gerade dafür erfunden worden wäre? Nicht bloß um ihm, wie Jean Cocteau sagte, bei der Arbeit zuzusehen, sondern auch, um sie zu sabotieren. Während man ihm das Furchtbarste nimmt, die Trivialität.

Jedenfalls beginnt alles mit einem Blick auf die Klinik von Dr. Krueger im Schneesturm. Und zwar in poetischem Schwarz/weiß. In dieser Klinik dürfen Menschen, die es wollen und es sich leisten können, mehr oder weniger stilvoll aus dem Leben scheiden: Unheilbar Kranke, Lebensmüde und Wahnsinnige. Dr. Krueger selbst hat sich das Recht vorbehalten, zu entscheiden, wer hier den gnädigen Tod findet und wer zurück in den Sturm des Lebens muss. Nach einer Videobotschaft der Aspiranten entscheidet ein persönliches Gespräch. Oh ja, er ist ein kultivierter Herr, der Dr. Krueger.

Er macht aus dem freiwilligen Sterben ein schmerzfreies und sozial verträgliches Ritual. „Für uns ist es wichtig“, sagt er dem sterbewilligen Filmregisseur Demanet mit dem angeblichen Krebs im Endstadium, „dass es eine Begegnung mit dem Tod wird“. Aber der Doktor kommt Demanet schnell auf die Schliche: Er ist gar nicht krank sondern nur verzweifelt, weil seine Frau ihn verlassen hat. Daher gehört er zu jenen, die Dr. Krueger ins Leben zurück schickt. Allerdings versucht Demanet es erst einmal im Badezimmer mit dem guten alten Pulsadern-Aufschneiden. Ein Rückfall in die Barbarei, klarer Fall, so etwas soll sich nicht wiederholen…

 

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filmkritiken 2010-13-300Georg Seeßlen: Filmkritiken 2010 – 2013
[Kindle Edition]

getidan Verlag; ca. 169 Seiten; 6,59 EUR

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Mit Leidenschaft für den Film und mit Liebe zum Kino

52 Filmkritiken, geschrieben und veröffentlicht in den Jahren 2010 bis 2013, bieten Einblicke und Ansichten, vermitteln Zusammenhänge und Perspektiven.
Das Thema der Filmkritik ist das Filmesehen. Und Filmesehen ist eine Kunst. Und Georg Seeßlen versteht davon eine ganze Menge. Seine kompetente Übersetzung des audiovisuellen Mediums Film in Sprache ist tiefgründig, vielschichtig und bezieht aktuelle gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen mit ein.
Gehen Sie mit Georg Seeßlen auf eine Reise in die Filmgeschichte. Eine Reise in Zeit und Raum.

 

 

Bilder: Neue Visionen