Der Brite Sacha Baron Cohen hat mit den Pseudo-Dokus „Borat“ und „Brüno“ zwei starke Kino-Auftritte hingelegt. Damit kratzte er gehörig am selbstgefälligen Eigenbild der USA. Vor allem Auswüchse wie Fremdenhass und Bigotterie nicht nur in sexuellen Angelegenheiten nahm der Komiker kräftig aufs Korn. Da ist die Spannung groß, was er in einer Zeit, da in einigen Ländern Diktaturen ausgehebelt werden und niemand weiß, ob das den jeweiligen Völkern wirklich eine gute Zukunft beschert, als „Diktator“ zu bieten hat. Dazu hat er die Form gewechselt. Angebliche Dokumentarszenen werden nicht geboten, die Geschichte dagegen von A bis Z als Fiktion, als Spielfilm, serviert. Und schon fehlt’s an einigem Biss. Was auch daran liegt, dass kaum neue Gags auszumachen sind. Und die Story wirkt arg weichgespült. Seltsam schon, dass die von Sacha Baron Cohen verkörperte Hauptfigur, ein despotischer General in einem fiktiven Staat, Aladeen heißt, was arg an die berühmte Märchenfigur Aladin erinnert. Doch mit Märchenhaften ist durchgedrehten Herrschern nun mal nicht beizukommen. Ausgangspunkt der Story: Der Machtverliebte A. will vor den Vereinten Nationen reden und sich im besten Licht darstellen. In New York angekommen, wird er jedoch von Revolutionären durch einen Doppelgänger ersetzt, der die Demokratie in Aladeens Staat namens Wadiya installieren soll. Was hat Chaplin aus diesem Einfall nicht in „Der große Diktator“ herausgeholt? Man denkt mit Wehmut daran und beginnt, sich über die Simplizität von Sacha Baron Cohens kindischem Streich zu ärgern. Der driftet in eine recht bizarre, doch nicht kraftvolle Geschichte um die Rettung des Entmachteten durch eine gerechtigkeitsfanatische Bio-Lady (Anna Faris) ab. Da wird aus der Komödie endgültig eine Comedy, die vor allem Witz aus Fäkalhumor ziehen will und damit den denkbaren politischen Anspruch im Klo des Kommerz’ wegspült.
Peter Claus
Der Diktator, von Larry Charles (USA 2012)
Bilder: Paramount
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