Irina Ionesco gilt vielen als Rabenmutter. Der Grund: in den 1970er Jahren hat sie ihre kleine Tochter als Aktmodell verschachert und mit dem „Lolita“-Image auf Kosten der Psyche des Kindes ziemlich gut verdient. Diese Tochter, Eva Ionesco, inzwischen Mitte 40, vermarktet sich und ihre traurige Geschichte nun noch einmal – wobei sie die Mutter endgültig als Hexe abstempelt.
Aufrichtige Abrechnung oder geschäftstüchtige Geldmacherei? Ich wage mir keine Antwort auf diese Frage. Beides ist denkbar, wahrscheinlich sind die Grenzen fließend. Eindeutig: Isabelle Huppert besticht mit gewohnter Bösartigkeit hinter biederer Fassade als Mutter-Monster. Wieder einmal eine artistische Meisterleistung der französischen Star-Aktrice. Ihretwegen lohnt der Kinobesuch.
Schade, dass der deutsche Verleih sich den unsinnigen Titel „I‘ m Not A F**king Princess“ ausgedacht hat. Der Originaltitel „My Little Princess“ entspricht dem Film sehr viel mehr. Der ist nämlich keine Distanzierung vom einstigen Geschehen, wie der deutsche Verleihtitel suggeriert. Eva Ionesco, so scheint’s, weiß selbst nicht genau, wie sie die Ereignisse einschätzt. Was nur zu verständlich ist. Man geht also mit vielen Rätseln im Kopf nach Hause.
Peter Claus
I’m Not a F**king Princess, Eva Ionesco (Frankreich 2010)
Bilder: X- Verleih
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