Henryk Goldberg vermisst etwas, das Aufklärung hieß
Meine Mutter ist eine deutsche Katholikin, mein Vater war ein polnischer Jude. Ich bin weder getauft noch beschnitten, und halte mich dennoch für einen sozialen Menschen. Ich habe weder das „Höre Israel. . .“ je gesagt noch das „Vater unser. . .“, und, so Gott will, werde ich das auch künftig nicht tun.
Der Besuch des Papstes ist ein Indikator für die hier herrschende Kultur des Umgangs. Wir sollten aufhören, wie in den letzten Wochen, den jeweils anderen mit schäumendem Maule einen „Spinner“ oder“Gottlosen“ zu nennen. Wir sollten im Alltag leben, erleben, dass es eine europäische Aufklärung gab. Nächstenliebe oder wahlweise Respekt sollten hier ihren Sitz im Leben haben. Dafür würde ich, könnte ich, beten.
Henryk Goldberg in Thüringer Allgemeine, 23.09.2011
Bild: Gutenberg-Bibel, Kongressbibliothek, Washington D.C., CC BY-SA Raul654
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