Mit der entzückend-kapriziösen Komödie „L‘Auberge Espagnole“ hat Cédric vor wenigen Jahren Publikum und Kritik im Sturm erobert. Auch dem Nachfolge-Film war ein großer Erfolg beschert. Und auch diesmal darf herzhaft gelacht und auch ab und an eine wohlige Träne der Rührung verdrückt werden. Intelligente Unterhaltung also wird geboten.
Die Story besticht mit fast kindlicher Unschuld: Fabrikarbeiterin France (Karin Viard), allein erziehende Mutter von gleich drei Töchtern, wird arbeitslos. Sie ist verzweifelt, versucht gar, sich das Leben zu nehmen. Zum Glück geht das schief. Zum Überlebenskampf gezwungen, geht sie nach Paris. Sie hofft, in der Metropole einen Job zu finden. Das klappt tatsächlich. Sie darf das schnieke Apartment des Börsenspekulanten Steve (Gilles Lellouche) auf Hochglanz putzen. Eines Tages muss sie auch noch als Kindermädchen einspringen. Steves Sohn aus einer früheren Ehe taucht nämlich unerwartet auf. Alles kein Problem für France. Doch dann erfährt sie, dass Steve einer der wesentlichen Strippenzieher war als die Fabrik geschlossen wurde. Eine unbändige Wut steigt in ihr hoch. Und die, klar, sucht sich ein Ventil…
Wer an dieser Stelle glaubt, schon zu wissen, wie’s weitergeht, irrt gewaltig. Klapisch bedient keine Erwartungsmuster. Er spielt mit ihnen, etwa wenn er France zunächst als Symbolfigur des französischen Proletariats etabliert, grundgut bis in die Knochen, und Steve als seelenlosen Profiteur, dem es um nichts als Moneten geht. Wie diese Klischees von ihm schließlich jongliert, gebrochen und in Frage gestellt werden, ist schlicht meisterhaft. 08/15-Happy End ausgeschlossen!
Es ist die kluge und überraschende Balance von Sozialkritik und Komik, die den Film überaus besonders macht. Die beiden Hauptdarsteller sind selbstredend erste Klasse. Dadurch und durch die Eleganz der Inszenierung wird dieser Film zu einem der bisher wirkungsvollsten zum Thema weltweite Finanzkrise.
Peter Claus
Mein Stück vom Kuchen, Cédric Klapisch (Frankreich 2011)
Bilder: StudioCanal Deutschland
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14. September 2011 um 22:36 Uhr
Der Wechsel von Sozialkomödie zun Sozialdrama ist wirklich perfekt gelungen. Und das Ende hat noch mehr begeistert. Wirkliche Empfehlung