Mutti hat ‘ne Macke – und die Kinder knallen durch. Drei Gören sind es, alle sehr lieb, durchweg angenehm. Und die Frau Mama ist es ja eigentlich auch, wär‘ da nicht ihr Hang zu Sex, Suff und anderen nicht unbedingt kindgerechten Vergnügungen. Klar, dass Ärger programmiert ist.
Die Story ist etwas zu wild konstruiert, die Regie hingegen ein wenig zu zögerlich, doch Meret Becker als Muttertier ist schlichtweg grandios. Die Schauspielerin legt eine absolut sehenswerte Performance hin, denunziert diesen schrägen Vogel namens Roberta nie, polstert deren Ecken und Kanten jedoch ebenso wenig mit falscher Gefühligkeit ab. Damit hält sie den mitunter leider ein bisschen zu sehr ins Fantasieren abgleitenden Film in der Waage zwischen Realismus und Surrealismus. Großartig! Wer profunde Schauspielkunst genießen möchte, sollte sich Meret Becker unbedingt ansehen – und alles andere weitestgehend ignorieren. Wobei: Wer trotz etwas zu grob gestrickter Geschichte Lust hat, darauf zu achten, wie sie entwickelt wird, stellt erstaunt fest, mit welcher Ernsthaftigkeit hier – bei allem Hang zum Exzentrischen – über die Schwierigkeit des Erwachsenwerdens nachgedacht wird.
Peter Claus
Fliegende Fische müssen ins Meer, Güzin Kar (Deutschland / Schweiz 2010)
Bilder: Movienet/24 Bilder
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