Schon vor einer Woche gestartet, aber auf Grund einer eher überschaubaren Zahl an Kopien wohl – hoffentlich! – noch lange auf Tour. Die Geschichte ist sehr klein: In die Jahre gekommene Schauspielerin ohne Fortune (hinreißend selbstironisch verkörpert von Ellen Barkin) zieht sich zurück. Zwischen schrillen Erinnerungsfetzen und der Langeweile angesichts öder Nachbarn schlingert sie nun durch einen Alltag ohne Höhepunkte. Das ist schon alles. Ein Nichts. Doch Inszenierung und Hauptdarstellerin machen daraus großes Kino voller menschlicher Wahrheiten. Das Versinken der Ex-Diva in Depression wird genau gespiegelt, ohne dass zu schrillen Mitteln gegriffen wird. Schwarzweißbilder von kühler Schärfe sorgen dafür. Und dann die Barkin! Spielt sie sich selbst? Ich weiß es nicht. Zumindest dürfte sie eigene Erfahrungen in die Gestaltung eingebracht haben. Vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren als eine der heißesten Frauen Hollywoods gehandelt, ist es in den letzten Jahren doch recht still um sie geworden. Feierte sie einst mit komplexen Frauenfiguren wie in dem Erotik-Thriller „Sea of Love“ (1989/90) an der Seite von Al Pacino Triumphe, die auf eine Riesenkarriere hindeuteten, blieb diese dann aus. Ellen Barkin passte nicht ins gängige Raster – zu eckig, zu eigenwillig, äußerlich und innerlich. Man sah sie immer mal in Nebenrollen. Nun also – endlich – in einem großen Part, der ihr sehr viel abverlangt, vor allem auch den Mut zu schonungsloser Offenheit.
Peter Claus
Shit Year, Cam Archer (USA 2010)
Bilder: Salzgeber
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