Ich mach dann mal das Licht hier aus, sagt er, knipst demonstrativ am Schalter und guckt streng. Dabei wäre ich sowieso gleich zurückgekommen. Die fünf Minuten. So geht das immer. Selbst in allergrößter Eile – das Kino wartet, das Taxi, die Sitzung im Büro – erst kommt der Stromcheck. Zimmer für Zimmer. PC, Leselampe, Radio – alles aus?

Es soll ja Männer geben, die drehen wenn sie nach Hause kommen erst mal eine Kontrollrunde durch die Wohnung und knipsen das Licht aus. Und wehe es glimmt ein vergessenes Lämpchen Der Herr der Finsternis ist eingetroffen.

Dabei mag ich abgedunkelte Wohnungen mit Notbeleuchtung nicht. Ich mag nicht in dunkle Korridore sehen und auch nicht den PC fünfmal am Abend ein- und ausschalten. Ich mag es hell und warm. Wozu wurde schließlich die Elektrifizierung erfunden. Für unser Wohlbefinden. Aber sowas versteht ein Mann nicht. Da ist man gleich ein gewissenloser Umweltfrevler, ein Regenwald-Mörder.

Dabei sind Männer sonst nicht so. Sie kaufen sich teure Handys, obwohl das alte noch fast neu ist, nur um auf dem Balkon auf einem drei mal fünf Zentimeter kleinen Bildschirm die Tagesschau sehen zu können. Weil der Kollege vom Nachbartisch so eins hat und es Spaß macht. Ob er mal ausrechnen will, wie viel der Coltan-Abbau für seine Handys jährlich an Lebensraum der Gorillas in Zentralafrika zerstört, wollte ich wissen. Nein, wollte er nicht.

Aber wenn es um Strom geht, entwickeln sie einen eigentümlichen Sparer-Enthusiasmus. Man braucht nur mal Worte wie Erdwärmepumpe oder Fotovoltaik in eine Männerrunde zu werfen und aus dem Zimmer zu gehen. Nach einer Stunde sind sie immer noch dabei und diskutieren mit glühenden Augen. Im Baumarkt können sie stundenlang vor den Regalen mit den Lampen und Birnen stehen und die Wattzahlen vergleichen.

Keine Ahnung, woran das liegt. Am Geld jedenfalls nicht. Ich bin mir zum Beispiel sicher, dass er keine Ahnung hat, wie hoch die letzte Stromrechnung war. Auch eine evolutionsbiologische Erklärung scheidet in diesem Fall aus. Schließlich waren wir es, die einst Feuerholzbündel in die Höhlen schleppten, damit er es warm und hell hat. Er hatte ja Stress mit den Mammuts.

Dabei wissen sie gar nicht, was sie mit ihrer An- und Ausknipswut so anrichten. Sie bringt uns nämlich völlig durcheinander. Einmal verbrachte ich quälende drei Theaterstunden, weil mir im ersten Akt der Backofen einfiel. Auf Anweisung hatte ich ihn nebst dem darin schmorenden Boeuf Bourguignon eine Stunde vor Abfahrt ausgestellt, dann heimlich wieder angestellt mit dem Vorsatz ihn beim Gehen auszuschalten. Mit Umluft! Ich hatte ihm nichts von meinen Zweifeln gesagt. Dem Geschehen auf der Bühne konnte ich nur eingeschränkt folgen. Und dann heißt es, wir Frauen seien oberflächlich. Zu Hause stellte sich heraus, der Ofen war kalt. Eine Frau ist ja nicht blöd.

Oder diese Energiesparlampen. Auch so eine typisch männliche Erfindung. Vor allem im Bad verbreiten sie ein Licht, dass nur noch vergleichbar ist mit dem romantischen Leuchten von zehn Neonröhren. In diesem gnadenlosen kalten, grellen Schein nimmt jeder Teint die Farbe einer welken Gurke an. Jede Falte wird zur Furche, und die Augenpartie erinnert an die schwarz gefleckten Gesichter von Erdmännchen. Nur nicht so niedlich. Ein Anblick, der nach Hyaloronspritzen schreit, besser gleich Botox.

So etwas, liebe Männer, macht uns depressiv. Sind das die paar eingesparten Watt wert?

Männer haben ja keine Ahnung, wie viele heimlich im Badezimmer ausgewechselte Energiesparlampen in ihren Kellern herumliegen. In Wirklichkeit sind es nämlich wir Frauen, die den Durchbruch dieser Erfindung vereiteln. Man muss sich schließlich wehren.

 

Elena Rauch in Thüringer Allgemeine

Bild: moderner Kristallleuchter Durchmesser ca. 4 m aus einem Luxushotel in Sousse Tunesien

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