Das Label Kinowelt hat ja bereits einiges des deutschen Regisseurs Rudolf Thome veröffentlicht. Neu jetzt zum Beispiel: „Der Philosoph“. Der 1988 entstandene Film spiegelt das Thema, das Thome besonders oft angepackt hat: die Schwierigkeit, Liebe auszuhalten. Drei Frauen und ein Mann bewegen sich dabei im Labyrinth der Leidenschaften. Thome zeigt das extravagant, aber nicht extrovertiert. Schrill wird es nie – aber durchweg eindringlich.
Neben der sensiblen Regie und der Trockenheit der Dialoge fällt die kluge Schauspielerführung auf. Der Hauptdarsteller, damals Ende 20, ganz Schlaks, scheinbar vollkommen eins mit der Figur, fesselt erst einmal als Typ. Dazu begeistert seine leise Komik, die nichts Schrilles braucht. Neben ihm fasziniert insbesondere Adriana Altaras mit selbstironischem Spott. Ihr Lächeln, wenn da behauptet wird, die drei Frauen um den leicht weltfremd anmutenden Mann, seien Göttinnen, haut einen einfach um. Man kann nicht anders: Man bricht in brüllendes und damit befreiendes Lachen aus.
Schöner Nebeneffekt: Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer gewährt der Film einen unprätentiösen Einblick in den West-Berliner Alltag der Inselzeit. Auch das: amüsant und welthaltig.
„Was denken Sie über die Liebe?“ wird der Philosoph einmal gefragt. Seine Antwort: „Dieses Gefühl habe ich seit Jahren nicht mehr empfunden, seit dem Tod meiner Mutter.“ Dieser kurze Dialog geht einem nach Ansicht des Films einfach nicht mehr aus dem Kopf. Denn der Film zeigt facettenreich, was alles sich hinter den Worten verbirgt – und verzaubert einen damit sogar ein bisschen.
Peter Claus
Der Philosoph, Rudolf Thome (BRD 1988)
Bilder: Kinowelt
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