Die Preisbewegungen auf den Finanzmärkten ähneln heute möglicherweise den Bewegungen eines strukturierten Chaos. Wie die ökonomische Chaosforschung annimmt, können laminare bzw. strukturierte Kapitalströmungen auf makroskopischer Ebene höchst turbulente Strömungen auslösen, die auf mikroskopischer Ebene vollkommen linear organisiert sind, wobei die Systemzustände blitzschell erudieren, abdriften, weil bestimmte deterministische Variablen auf mikroökonomischer Ebene zu den bekannten Effekten der Abweichung in der Makroökonomie führen, wobei Computersimulationen immer mit und an den Grenzen der Berechenbarkeit dieser turbulenten Bewegungen rechnen und errechnen. Kapitalformationen haben längst die vektoriellen bzw. topologischen glatten Räume vereinnahmt, Räume erschaffen, die durch Verwirbelungen wie durch Turbulenzen bestimmt sind und deren regelhafte Unberechenbarkeit konstitutiv ist. Die nichtlinearen Dynamiken der Finanzbewegungen versucht die mathematische Finanztheorie unter anderem durch vergleichende Untersuchungen mit Theoremen aus der Metereologie kurzzuschließen, um eventuelle Gemeinsamkeiten zwischen den Dynamiken der Derivatmärkte und Geschwindigkeitsverteilungen turbulenter Strömungen oder Wellenbewegungen herauszufinden. Verwirbelungen und Verzweigungen, ja Bifurkationen stellen sich also ein, wenn bestimmte Parameterwerte erreicht werden, d.h. die Verknüpfung von Elementen in strukturelle Netzen mit zunehmener Volitilität zur Anfälligkeit von Wertpapierbeständen führt, womit Panikreaktionen möglich erscheinen, und Kaskaden, die die modellhaften Bedingungen der Turbulenz visualisieren, führen zur Entstehung großer instabiler Wirbel und Verzweigungen und Aufzweigungen kleinerer Wirbel, die noch kleinere Wirbel in einem glatten Raum der Eventualitäten und Möglichkeiten erzeugen.
Monetäre Transaktionen dienen im Finanzssektor hauptsächlich der Beschaffung von Liquidität (Realisierung der Nachfrage nach Geld). Die Mobilisierung des Kapitals antwortet sowohl auf das Begehren der Schuldner als auch auf die Forderung der Gläubiger, wobei die Preise der Kredittransaktionen immer auf Rendite- und Risikoaussichten bezogen sind, also von Zahlungen bestimmt werden, die wie bei Optionen in der Zukunft liegen, so dass aktuelle Preise, die sich über Erwartungen künftiger Preise konstituieren in Feedbacksysteme von aktuellen und künftigen Preisen integriert sind. (Eben dann sind Preise nicht länger Verhältnisse von Geldgrößen zu Gebrauchswertgrößen.) Kontigente Zukünfte werden danach bewertet, wie der Markt sie gegenwärtig bewertet, das künftige Geschehen wird stets von Erwartungen an das künftige Geschehen mitgeformt, oder um es mit anderen Worten zu sagen, »alles ist anders, als man es im Moment voraussehen kann – weil die Zukunft eben gerade darauf reagiert, wie man versucht, die Zukunft zu planen.« (Vgl. Elena Esposito) Anders deswegen, weil gegenwärtige Zukünfte und künftige Gegenwarten nicht deckungsgleich sind, .d.h. sobald eine künftige Gegenwart aktuell wird, aktualisiert sich auch der Unterschied zu jener Zukunft, auf die man spekuliert hat und deren Aussichten man einstmals genutzt hat, und so kehren stets andere Zukünfte als die erwarteten in die Gegenwart zurück. Finanztransaktionen sind also immer in Feedbacksysteme der Beobachtungen von Beobachtungen integriert, der Erwartungen von Erwartungen, die zudem von den Meinungsindustrien, den wissenschaftlichen Diskurssystemen und Dispositiven auf den Finanzmärkten getrieben und mitorganisiert werden. Jemand, der eine Ware nicht hat und sie auch nicht erwartet verkauft bei Optionsgeschäften diese Ware an jemanden, der diese Ware weder erwartet noch haben will, und sich tasächlich auch nicht kauft, so dass sich gegenwärtige Preise für etwas Nichtvorhandenes nach der Erwartung künfiger Preise für Nichtvorhandenes bemessen. Es handelt sich um ein System von Antizipationen, das die Akteure auf die Berechnung dessen verpflichtet, was der Markt selbst von der Zukunft denken mag (Vgl. Joseph Vogl, Das Gespenst des Kapitals). Die Kapitalbewegung verändert sich dahingehend, dass sie sich diesen Modellen entweder annähert (Performanz) oder weiter von ihnen entfernt (Kontra-Performanz). Seit Heisenberg sieht sich die Wissenschaft mit einer Welt konfrontiert, die als solche nicht erreichbar ist, sondern stets von Instrumenten und von der Perspektive des Beobachters abhängig ist. Und wie in der Relativitätstheorie der absolute Raum nur etwas Gedachtes ist, so sind in der Ökonomie die absoluten Zahlen nur Gedachtes, die keinerlei Aussagewert besitzen, wenn sie nicht in Relationen, als relative Zahlen beschrieben werden, wobei die Finanzdiskurse und -bewegungen darauf aus sind, spezifische Relationen der Zeitbindung zu steuern und zirkulieren zu lassen, bei denen jeder sich an der eigenen Zukunftsperspektive sowie an der der anderen orientieren muss. Erst auf dieser Ebene, d. h. auf der Ebene der Beobachtung zweiter Ordnung, werden Bedürfnisse erzeugt, die auf das Unbestimmte der Zukunft gerichtet und daher unausschöpfbar sind, sofern auf den Finanzmärkten in erster Linie mit temporalen Relationen gehandelt wird, mit anderen Worten mit Zeit (Vgl. Elena Esposito). Zwar trifft es zu, dass diese Märkte auf die Zukunft ausgerichtet sind (man denke etwa an die Futures), doch nicht einfach weil sie versuchen, in der Gegenwart Zukünftigesbloß mit mythischem Glauben zu erahnen, sondern die vielfältigen Finanzinstrumente haben in ihrem Zeitbezug den Zweck, in der Gegenwart die Differenz zwischen der gegenwärtigen Zukunft und den zukünftigen Gegenwarten zu handeln, die Differenz zwischen dem, was man heute in Bezug auf die Zukunft erwarten kann, und dem, was morgen, auch infolge der heutigen Spekulationen und Transaktionen, die der Erzeugung der Zukunft dienen, tatsächlich der Fall sein wird. (Vgl. Joseph Vogl, Das Gespenst des Kapitals). Derivate machen es möglich, heute Entscheidungen zu treffen, die die Art und Weise beeinflussen, wie die Zukunft aussehen wird. Sie lassen zugleich Freiheitsgrade offen, um in dem Moment, in dem die Zukunft zur Gegenwart wird, so oder auch anders zu entscheiden. Telederivate lassen mit anderen Worten die Unbestimmtheit der Zukunft offen, zugleich erzeugen sie mit ihren Entscheidungen aber auch Zukunft. Sie erzeugen Unbestimmtheit, bei der sich das Ferne und Nahe im Interface ineinander verstülpen, im selben Moment, in dem sie sie reduzieren. (Vgl. Elena Esposito). Was heißt es aber, wenn diese Unbestimmzeit in Realtime qua elektromagentischen Wellen erzeugt wird, dem Intervall des Lichts, d.h. eine Unmittelbarkeit der (permanenten) Gegenwart, die sich in news und Bildern unaufhörlich aktualisiert, und jede Strecke, jede Berührung und jeden Gedanken gegen Null reduziert, weil die Grenzgeschwindigkeit des Lichts die Augenblicklichkeit, die Gegenwart, den Reflex als ubiquitär setzt, sofern jede Krise und jeder Crash auch immer ein globaler Crash ist.
(Wenn fiktives Kapital immer schon Zeit ist, dann verkaufen Finanzderivate kapitalisierbare Zeit in Form der Steuerung der Ungewissheit. In der Fusion zwischen Finanztheorie, Mathematik und Informationstechnologie beglaubigt sich die Erfindung neuer Finanzinstrumente und neue Märkte wechselseitig. Einige Ökonomen wollen nun in Zukunft auf computergestützte kybernetische Rückkopplungssysteme setzen, die die ständigen »Überbetreibungen« auf den Finanzmärkten adaptiv in ihre Berechnungen miteinbeziehen, Rechner, deren Design auf das Herstellen von Relationen ausgerichtet ist; es sind kognitive Computer, virtuelle Zusammenschlüsse von Computern, die Parallelität simulieren, um die sogenannten binären Paranoiamaschinen, die nur ein Bezugssytem zulassen, zu eliminieren (das Gehirn besitzt dagegen Fähigkeit zu zellulären Analyse von Zusammenhängen, während der Computer keine vernetzten Differenzen kennt, denn er operiert auf Basis von Null und Eins). Zentrales Steuerungselement wäre dann die Vernetzung der Computer, die nichtlinear gekoppelt sind, es ginge um nichtlineare Rückkopplungen in komplexen Systemen in einem auf Echtzeit basierenden kybernetischen Kapitalismus, der ein globales Hypernetz besitzt, das überall und nirgends ist und den virtuellen Blasen der Finanzökonomie gleicht und dessen wichtigsten Knotenpunkte die realen Megacities sind, Kybernetik als Zirkulation des Datenverkehrs von Informationen in Feedbackschleifen, )
Im Zyklus der erweiterten Reproduktion des Kapitals lässt sich nach dem neokeynesianischen Ökonomen Minksy meist folgender Verlauf ausmachen: Steigende Aktienkurse spiegeln allgemeine Wertschätzungen wieder und lösen damit steigende Bewertungen auf den Märkten aus, womit sich teure Kapitalwerte als besonders günstig und als Schnäppchen erweisen können. Auf den Finanzmärkten verkehrt/entkoppelt sich gerade das Spiel von Angebot und Nachfrage, teure Preise erweisen sich im Optionshandel für die Akteure als günstige Gelegenheit, und billige Kapitalwerte als teuer. Höhere Preise auf den Aktienmärkten erweitern seltsamerweise die Nachfrage. Preisschwankungen führen somit zu Anpassungsreaktionen im Rahmen einer dynamischen Instabilität. In stabilen Perioden mit positiven Langzeiterwartungen wird sowohl die Finanzierungsnachfrage als auch das Investitionsvolumen nach und nach angeheizt, bis zu einem Punkt, an dem die Unternehmen ihre Risikoscheu ablegen und die Bereitschaft ständig steigt, zusätzliche Schulden aufzunehmen, wobei die Investitionserträge nicht mehr der Kredittilgung, sondern der Reinvestition dienen, und unter Umständen werden fällige Kredite mit weiteren Krediten finanziert. Neue Derivate und Geldsubstitute und -typen werden erfunden, wobei der Preis für Geld unverändert bleiben kann, aber die Verschuldung wächst. Höhere Investitionen führen wiederum zu steigenden Gewinnen, die aber nicht ausreichen, um den fälligen Teil der Gesamtschuld abzutragen. Gleichzeitig führen steigende Profite zu steigenden Preisen für Aktien und diese wiederum zu steigenden Preisen für Investitionen. Die effektive Geldmenge wächst an und die steigenden Preise für Renditekapital erhöhen die Nachfrage nach Krediten, das Geldangebot erhöht sich, womit sich der Schuldenumlauf vergrößert, was den Ausgleich von Schulden durch riskante Investitionen anheizt, die den Anstieg von Fremdfinanzierung und Schuldendienst forcieren. Die Refinanzierung der Schulden stellt nun ein Problem dar. Das kybernetische Feedbacksystem ist extrem euphorisiert, bis zu einem kritischen Punkt, bei Minsky dem sogenannten Ponzi-Fall, an dem die Kreditaufnahme massiv mit Zinseszahlungen belastet ist, die die Cash Flow Gewinne eine beträchtliche Zeit lang übersteigen, so dass die ersten Vermögenswerte verkauft werden oder neue Fremdfinanzierung erfolgen muss, womit die Finanzierungsoptionen kostspieliger werden und die Investionskosten steigen, es kommt zu kaskadenartigen Verflechtungen. Das spezifische Verhältnis zweier gegenläufiger Kapitalströme löst den sogenannten point of no returen aus, das Verhältnis von Renditen und Kreditverpflichtungen; die Relation zwischen terminierter Verbindlichkeit und erwartbaren Ertragsaussichten erfordert entweder die Aufnahme neuer Anleihen oder den Verkauf von Vermögenswerten, weil Banken, Unternehmen und Spekulanten ihre Liquidität ständig verringert haben. Zentralbank/Wirtschaftspolitik können dann zwar die Märkte mit neuer Liquidität versorgen, aber aufgrund der begrenzten Wirkung der Geldpolitik muss laut Minsky die staatliche Intervention mit Haushalstdefiziten hinzukommen,um die Gewinne und die effektive Nachfrage zu stützen und zu stabilisieren. Neuralgische Punkte dieses Konzeptes von Minksy bleibt das jeweilige Verhältnis von Eigen- und Fremdfinanzierung, die Konzentration Minskys auf Sachinvestitionen sowie die seit den 1990 er Jahren realisierte Möglichkeit, die Abhängigkeit effektiver Nachfrage von gesamtwirtschaftlichen Investitionen durch die Ausweitung des Konsumentenkredits zu umgehen. Schuldenmachen, das in den USA zum unfreiwilligen Volkssport Nr. 1 avanciert ist, wobei das versteckte metastatische Wachstum von Hypotheken-Schulden (Collateralized Debt Certificates) im Bankenwesen in der letzten Suprime-Krise institutionalisiert wurde, wird per se zum Problem, zwar konnten Schulden bis vor kurzem solange in kleine Einheiten zerstückelt und in völlig neuer Weise rekombiniert werden, bis sie scheinbar verschwunden waren, aber diese Scheinbarkeit hat aber einen entscheidenden Nachteil: Die Schulden existieren in einem Paralleluniversum, dem Raum der Gläubiger, dennoch weiter. Das in der fraktalen Verteilung der Schulden bestehende Prinzip ist ein scheinbares Perpetuum Mobile der Banken für das globale Wirtschaftswachstum. Es führte in ungeahnte Höhen, mit spiraliger Ernüchterung. Krisen sind also hauptsächlich Krisen der Liquidität in der Zirkulationssphäre. Das Liquiditätsparadox zeigt an, dass sich Liquidität dann aufhebt, wenn sie massivst nachgefragt wird. In der Krise bekommen die Geschäftsbanken, die wechselseitig als Schuldner und Gläubiger auftreten, die Unkalkulierbarkeit insofern zu spüren, als ihre Verpflichtungen trotz massenweiser Pleiten in unveränderter Höhe fortbestehen, wobei die Sicherheiten also im Wert gefallen sind: Die Banken stellen nun ihre Verbindlichkeiten bei der Zentralbank glatt, bevor sie Geld für neue Investitionen kreditieren. Die Versuche der Zentralbank, die Refinanzierung zu erleichtern (u.a. durch Zinssenkungen) und damit das Kreditvolumen wieder zu erhöhen, scheitert u.U. daran, dass die Zentralbank keine Möglichkeit besitzt, die potentiellen Schuldner der Banken mit Haftungseigentum auszustatten, auf dem die Geschäftsbanken natürlich bestehen.
Man muss sich aber sowohl die Börsen- und Finanzmärkte als auch die Arbeitsmärkte und Arbeitsprozesse genauser ansehen. Flexibilisierung und Fragmentierung auf den Arbeitsmärkten, Lohndumping haben unter anderem in den 1990er Jahren jene Liquiditätsexplosion hervorgebracht, wobei diese Liquidität hauptsächlich in die spekulativen Sektoren der Finanzindustrie geflossen ist, während Unternehmen selbst zu Nettokreditgebern auf den Finanzmärkten wurden, die mehr Geld in die Finänzmärkte schossen oder später sogarhorteten als investierten. Gerade der pradoxale Finanzkeynesianismus führte über politisch manipulierte Anlageblasen (was einen Überschuss des Gesamteinkommens von Staaten gegenüber den Gesamtausgaben voraussetzt) zur Steigerung der effektiven Nachfrage, wobei allerdings gefragt werden muss, warum ausgerechnet die USA aufgrund ihres permanenten Leistungsbilanzdefizits (was die Gesamtnachfrage hemmt) ihre führende politische Rolle in den globalen Weltwirtschaftskriegen bzw. auf den market-states beibehalten konnten und können. Der Hauptantrieb für das Gesamteinkommen der USA bildet ab 2001 der Konsumentenkredit bzw. der Aufnahme von Schulden für den Kauf von Immobilien etc. Während die Aktienpreise schnell stiegen, konnten allerdings die Preise auf Anlagegüter, wobei die Schulden ja mit der Erwartungen auf deren steigenden Preisen verbunden sind, nicht mitziehen, womit der Prozess eigentlich hätte irgendwann ins Straucheln kommen müssen. Auf den Finanmärkten wurde wie oben gezeigt eben auf die Verteuerung der Finanzinstrumente und Derivate spekuliert, und zwar vermittels der Verschuldung von Konsumenten, die in den Immobilienmarkt regelrecht hineingedrängt wurden, den die FED wiederum durch die extrem niedrigen Zinsen zusätzlich begünstigte. Ohne die expansive Geldpolitik der FED hätte es keine Immobilieninflation gegeben, zudem wurden die neuen Kreditinstrumente bzw. die Derivatpolitik von der FED stark bekräftigt und unterstützt. Steigende Hypothekenpreise mit flexiblen Zinssätzen verwandelten die Häuser und Gebäude in reine Geldautomaten, wobei die Aufrechterhaltung der expansiven Geldpolitik/Papierpyramide von der Refinanzierung des Zahlungsbilanzdefizits der USA vor allem durch China abhängig war und ist.
Das Schwarmverhalten der Banker stützt nur die positiven Rückkopplungen. Wird von Zentralbanken sehr viel Geld gedruckt, erleiden die Massen per se Wertverluste, da Preise und Löhne sich nur langsam oder überhaupt nicht der Veränderung der Geldmenge anpassen. Schöpfung von Geld für Kreditexpansion führt zu Blasen, zur fehlenden Deckung von Sichteinlagen. Wenn die relative Kaufkraft beispielsweise um 10% inflationsbedingt zurückgeht, sollte sich niemand über 3% Wirtschaftswachstum freuen, wobei relative Preisbewegungen zu sogenannten flares führen, plötzlich starken Preisbewegungen; nichtlineares Wachstum auf Finanzmärkten führt zu Schuldenbergen. Die krisenhafte Finanzkapitalakkumulation führt zu permanenten Finanzkrisen und begründet somit die wirtschaftspolitischen Interventionen des Staates und dessen permanente Verschuldung, und dies wiederum unabhängig wie die jeweilige Wirtschaftspolitik gestaltet wird. Kredit erhalten Staaten auf den Finanzmärkten. Auf den Zins haben Staaten nur begrenzt Einfluss – schließlich ist er ein Marktpreis. Zum einen stellt der Zins die Rendite dar, zu der das Geldkapital bereit ist, Wertpapiere zu kaufen. Zentralbank wie der Staat als solcher dafür Sorge tragen, dass er als kreditwürdig gilt. Kreditwürdigkeit hat aber auch immer etwas mit ökonomischer, politischer und militärischer Macht zu tun, nach innen wie nach außen. Der Staat muss fähig sein, Steuern zu mobilisieren und möglicherweise Kürzungen gegen die eigene Bevölkerung durchzusetzen.
Spielräume für die Staatsverschuldung ergeben sich aus vor allem zwei Größen: dem Wirtschaftswachstum und dem Zinssatz. Das Wirtschaftswachstum deutet an, wie hoch die Steuereinnahmen voraussichtlich sein werden. Der Zinssatz ist hingegen ein Indikator dafür, wie “teuer” die Verschuldung ist. Berücksichtigt man beides, so zeigt sich, dass bei einem gegebenen Realzinssatz und Schuldenstand unterschiedliche Wachstumsraten mit verschiedenen Defiziten möglich sind.
(Derivate haben den Zweck, in der Gegenwart die Differenz zwischen der gegenwärtigen Zukunft und den zukünftigen Gegenwarten zu handeln, die Differenz zwischen dem, was man heute in Bezug auf die Zukunft erwarten kann, und dem, was morgen, durch heutige Unternehmungen beeinflußt, die der Kalkulation der Zukunft dienen sollen, tatsächlich der Fall sein wird. Vgl. Elena Esposito. Derivate ermöglichen es, heute Entscheidungen zu treffen, um Zukunft zu kalkulieren, bieten Optionen, um in dem Moment, in dem die Zukunft zur Gegenwart wird, so oder auch anders zu entscheiden. Derivate lassen mit anderen Worten die Unbestimmtheit der Zukunft offen, zugleich erzeugen sie mit ihren Entscheidungen aber auch Zukunft. Sie erzeugen Unbestimmtheit im selben Moment, in dem sie sie reduzieren.)
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