Tom McCarthy setzt auf Gefühl. Und er setzt auf seinen Star Paul Giamatti, der gerade in Barneys Version brillierte. Die Mischung geht prima auf.
Giamatti spielt den Anwalt Mike Flaherty. Der fristet ein eher bescheidenes Dasein, irgendwo in der Provinz. Die Vormundschaft für einen alten Herrn soll etwas Geld in die leere Kasse spülen. Doch erst mal treibt das den Enkel des Klienten, Kyle, in Mikes Leben. Was sich als Glücksfall erweist. Das Unglück lässt jedoch nicht lang auf sich warten. Es torkelt in Gestalt von Kyles Mutter Cindy direkt aus einer Entzugsklinik an. Mike wird gefordert, wie nie zuvor.
Kein Fäkalhumor, keine Effekthascherei, und dann auch noch eine tatsächlich überraschende Story. Das ist schon besonders. Paul Giamattis Mike ist eine der liebenswertesten Figuren, die das US-amerikanische Kino in den letzten Monaten zu bieten hatte: ein Durchschnittstyp, kein Supermann, auch kein Superverlierer, einfach nur einer, der mühsam ums Überleben kämpft und dabei auf die kleine Extra-Portion Glück hofft. Hinreißend! Keine Überraschung: Auf dem Sundance Festival gehörte der Film Anfang des Jahres zu den großen Erfolgen.
Dies ist einer dieser kleinen Filme, die sich sensiblen Zuschauern einprägen, weil nicht jeder Konflikt in Heiterkeit aufgelöst wird, nicht alle Figuren wirklich im siebten Himmel landen, und weil die erzählte Geschichte so oder doch zumindest so ähnlich direkt nebenan passieren könnte. Sehr, sehr sympathisch!
Peter Claus
Win Win, Tom McCarthy (USA 2011)
Bilder: Twentieth Century Fox
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