Dieser dämliche deutsche Verleihtitel dürfte einige Zuschauer kosten. Er klingt viel zu brachial und nach grobem Witz, als dass sich Liebhaber geistreichen Humors darauf einlassen mögen. Was der Komödie – die durchaus auch Deftiges bietet – unrecht tut. Die Story ist nicht wirklich wichtig. Es geht um eine Gruppe von Brautjungfern, die sich in die Haare gerät und doch nur so vor Herzensgüte glüht. Romantik und Witz also mal wieder gepaart. Entscheidender ist eine der Hauptdarstellerinnen: Kristen Wiig. Hierzulande noch nicht so bekannt, ist sie in den USA durch den TV-Dauerbrenner „Saturday Night Live“ bestens als schlagfertige Ulknudel etabliert. Es war abzusehen, dass sie sich in einem großen Spielfilm ins Kino wagt. Schlauerweise hat sie gleich am Drehbuch mitgeschrieben. Regisseur Paul Feig, der bisher vor allem Fernsehserienepisoden inszenierte, hat sie ausgesprochen gut ins Bild gesetzt. Wiig wird nicht aufs Witzereißen reduziert, sondern darf der Figur der besten Freundin der Braut, auch Kontur verleihen, was selbstverständlich Schatten braucht, zumindest andeutungsweise. Immer dann, wenn denen Raum gelassen wird, wird’s richtig spannend – und wirklich abgrundtief komisch, weil über den Abgründen des Bösen balancierend. Wiigs Annie, die Trauzeugin wider Willen, ist bei genauer Betrachtung eine tragische Figur – und somit die ideale Heldin einer Komödie. Giganten des Lachens, wie Billy Wilder, hätten ihre Freude an ihr gehabt. Und, ja, ein Wilder hätte daraus sicher noch mehr herausgeholt, indem er sich weitaus stärker auf das Dunkle eingelassen hätte. In Zeiten nahezu totaler Verdummungs-Bla-Bla-Witzereißerei wirkt dieser Film, so wie er ist, mit seinen intelligent-komischen Sprüchen vor allem, aber schon regelrecht erholsam und ist wirklich unterhaltsam. Zudem macht er neugierig darauf, Kristen Wiig in einer Charakterrolle zu sehen. In Interviews spricht sie davon, dass sie gern einmal in einer aufträte. Hier, in dieser mal launigen, mal schrillen, insgesamt recht intelligent gebauten Komödie, erweckt sie den Eindruck, dass sie das Potential dazu hat.
Peter Claus
Brautalarm, Paul Feig (USA 2011)
Bilder: Universal Pictures
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