„Winter’s Bone“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Daniel Woodrell. Im Zentrum steht die 17-jährige Ree Dolly (Jennifer Lawrence). Sie kümmert sich alleine um ihre beiden jüngeren Geschwister Sonny (Isaiah Stone) und Ashlee (Ashlee Thompson). Die psychisch kranke Mutter kann nicht helfen, der Vater, ein Kleinkrimineller, ist abgehauen. In Folge seiner miesen Geschäfte soll das Blockhaus enteignet werden. Ree muss den Vater finden. Er hat das Haus verpfändet. Nur er kann es retten. Doch niemand hilft der jungen Frau. Sie aber gibt nicht auf…
Regisseurin Debra Granik und Kameramann Michael McDonough weiden sich nicht am Elend der Protagonisten. Mit einem fast dokumentarischen Stil zeigen sie, was ist, beschönigen nichts, drücken aber auch nicht auf die Tränendrüsen. Die Landschaft, der Wald, spielt eine entscheidende Rolle. Die Welt in ihrer Undurchdringlichkeit hat nichts Heimeliges. Hier ist unentwegter Kampf angesagt. Fressen oder Gefressen-Werden, das ist die Maxime.
Jennifer Lawrence fesselt von der ersten Szene an und trägt den Film. Ihr gelingt ein ungemein starkes Frauenporträt, das auch nicht beschädigt wird, wenn sich die Geschichte schließlich zum handfesten Krimi mausert. „Winter’s Bone“ überzeugt als Sozialstudie, die weit über sich hinausweist. Die Geschichte vom Versuch des Überlebens in einer unmenschlichen Welt hat Lehrbuchcharakter. Weil visuell und schauspielerisch packend umgesetzt, wirkt das niemals hölzern oder belehrend, sondern zieht einen als profundes Drama tief in seinen Bann. Die Lobeshymnen, die nach dem letzten Sundance Festival und nach der diesjährigen Berlinale, wo der Film im Forum lief, allüberall ertönten, sind völlig berechtigt. Weniger berechtigt ist hingegen, dass Natalie Portman den Oscar als beste Schauspielerin eingeheimst hat und nicht Jennifer Lawrence, die ebenfalls nominiert war. Die Karriere der jungen Darstellerin dürfte jetzt trotzdem steil ansteigen. Die Ankündigungen ihrer Verpflichtung für einige Großfilme bestätigen das.
Peter Claus
Winter’s Bone, Debra Granik (USA 2010)
Bilder: Ascot Elite Home Entertainment GmbH
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