Mit „300“ und „Watchmen“ zeigte Regisseur Zack Snyder, wie clever er pure Action verpacken kann, so dass die Dürftigkeit der Storys überdeckt wird. „Sucker Punch“ ist sein erster Spielfilm, dessen Idee von ihm selbst stammt und an dessen Drehbuch er entscheidend mitgearbeitet hat. Auch hier: tolle Optik. Auch hier: dürftige Story. Diesmal allerdings ist der Inhalt so belanglos und dabei zudem auch noch ärgerlich, dass die visuelle Gestaltung die Chose nicht retten kann.
Wann und wo das Nichts an Handlung angesiedelt ist, lässt sich nicht genau ausmachen. Der Look und ein paar Details deuten auf die USA in den 1950-er Jahren. In der ersten Sequenz, die mit überzogenen Farben und der vermutlich am Computer aufgemotzten Optik fast wie ein Animationsflash anmutet, vergewaltigt und ermordet ein Widerling ein kleines Mädchen. Dessen ältere Schwester Babydoll (Emily Browning), die aussieht wie eine Travestie auf Cameron Diaz, versucht zu helfen, scheitert jedoch. Der Mörder ist ihr Stiefvater. Es gelingt ihm, Babydoll als Täterin hinzustellen und in eine Klapsmühle abzuschieben. Dort gehören Musik und Tanz zur Therapie. Babydoll hilft das, in Tagträume zu fliehen. In denen sieht sie sich als Super-Kampfmaschine. Zusammen mit anderen Mädchen, die in der Anstalt einsitzen, mutiert sie zu einem schlagkräftigen Supergirl. Die Botschaft ist so klar wie verlogen: Nichts geht über die Freiheit der Fantasie.
Optischer Schick allüberall: Comicstrip trifft Videogame. Alle und alles wirkt stark überzeichnet. Das sind auch die unzähligen Kampfszenen mit Samurai, feuerspeienden Drachen, Soldaten, Weltkrieg und Weltraumwesen. Das Morden geschieht förmlich am Fließband. Der Action-Faktor ist hoch. Wie auch der Ekel-Faktor: Innerhalb der wirren Handlung geht es auch um eine Lobotomie. Das ist ein von der modernen Medizin weitgehend abgelehnter neurochirurgischer Eingriff, der zur Folge hat, dass Menschen völlig antriebs- und willenlos werden. In zwei Szenen weidet sich die Regie genüsslich daran.
„Sucker Punch“ würfelt x- Motive aus x-Filmen zusammen: „Alice im Wunderland“, „Babydoll“, „Matrix“, „Chicago“ und und und.
Wie in „Moulin Rouge“ besteht der Soundtrack aus Bekanntem, neu abgemischt und wild gekreuzt. Von Björk bis zu Queen reicht der Fundus. Alles ist groß, breit und laut. Weil es kaum Abstufungen gibt, stellt sich sehr schnell schlichte Langeweile ein.
Besonders ärgerlich: Die von Emily Browning angeführte Gruppe junger Frauen sieht wie ein zum Vernaschen angerichteter Fleischberg aus: Fadenscheinige Kostüme, die jede Rundung betonen, das Make up und die aufreizenden Posen lassen einen unentwegt an sabbernde Lustgreise denken.
Bei der Pressevorführung in Berlin verließen die ersten Kollegen schon nach etwa zehn Minuten das Kino. Sie waren die klügsten. Sie hatten noch was von dem Abend.
Peter Claus
Sucker Punch, Zack Snyder (USA 2011)
Bilder: Warner Bros.
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