Als im Sommer 1998 auf der Piazza Grande in Locarno beim Filmfestival die Krach-Klamotte „Verrückt nach Mary“ lief, haben sich Tausende unter kreischendem Lachen gebogen. Der ungeschminkte Fäkal- und Spermahumor der Regie-Brüder Bobby und Peter Farrelly war etwas Neues. Weil raffiniert in Szene gesetzt, waren die durchweg in den Untiefen des schlechten Geschmacks angesiedelten Gags massentauglich.
Nun wollen die Farrellys den Erfolg wiederholen – und schicken zwei Dösköppe ins Rennen:
Rick (Owen Wilson) und Fred (Jason Sudeikis). Die Freunde fühlen sich als Ehekrüppel – und gehen damit ihren Frauen auf die Nerven. Die (Jenna Fischer und Christina Applegate) sind clever. Sie schenken den Beiden sieben Tage und Nächte unter dem Motto „Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln“. Die Zwei sind begeistert und wollen ausflippen. Aber sie wissen nicht wie. Es sieht so aus, sie landeten schneller wieder zuhause als die Frauen das erwarten. Rick und Fred aber wollen den schrillen Kick, insbesondere wollen sie „schmutzigen Sex“, jedenfalls das, was sie sich als Biedermänner so darunter vorstellen. Also: Chaos ist angesagt.
Die Zoten-Revue ist in ihren besten Momenten von schwarzem Humor geprägt und schert sich nicht um politische Korrektheit. Das zieht nach wie vor. Doch so überraschend, wie einst bei „Mary“, ist das nicht mehr. Und: Auch die Farrellys sind in die Jahre gekommen. Anarchische Lust strahlen sie keine mehr aus. Story und Inszenierung wirken abgezirkelt, die Handlung so, dass sich der Verdacht einstellt, die Brüder reflektieren eigenes Empfinden. Sei’s drum: Wer’s blöd auf schön-schräge Art mag, wird sich prima amüsieren. (Jedenfalls in der englischsprachigen Originalfassung. Wie die deutsche Synchronversion ausgefallen ist, kann ich mangels Kenntnis nicht beurteilen.)
Peter Claus
Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln, Bobby und Peter Farrelly (USA 2011)
Bilder: Warner
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10. März 2011 um 13:40 Uhr
„…und schert sich nicht um politische Korrektheit.“ Leider doch. Der neueste Streich hat wieder diesen konservativen Unterton, welcher sich mit den Jahren in ihren Filmen durchsetzte. Das Singleleben auf Zeit wird nie genutzt, weil permanent der Heiligenschein der Familie leuchtet. Den FarellyHumor, den viele so schätzen manifestiert sich in Dumm und Dümmer sowie in Kingpin. Das gleiche Problem trifft natürlich auch Adam Sandler;-)