Als er debütiert, 1956, da ist es neben Brigitte Bardot: „Und immer lockt das Weib“.
Er spielt den geduldig liebenden Mann dieser umtriebigen femme fatale. Und er hat genau das Gesicht, das ein Mann wohl benötigt, der eine solche Frau aushalten will.
Es ist dieses Gesicht. Es war nie wirklich jung und wir sehen es kaum, wenn es altert, denn Jean-Louis Trintignant hat seit 2004 keine Rolle mehr in einem Film übernommen. Er spielt nur noch Theater, auch das spricht für seine Intelligenz. Er hat das Theater immer mehr geliebt als das Kino, obgleich er diesem seinen Weltruhm verdankt. Dieses Gesicht sieht in der Erinnerung immer aus wie das eines Mannes in den Vierzigern. Es scheint diszipliniert und beherrscht von festen Regeln, wie das Bürgertum, dem er dieses Gesicht lieh. Kühl und unnahbar, eine Kälte, die sich als Maske vor eine tiefe Scheu legen kann, oder sich als klarer Spiegel der Seele präsentiert.
Nach der Äffäre mit Bardot war er ein Medienstar, ein Filmstar wurde er zehn Jahre später mit Claude Lelouchs „Ein Mann und eine Frau“. Sie haben alle gern mit ihm gearbeitet. Costa-Gavras etwa in „Z“ , aber dennoch erinnern wir eher den Mann als seine Filme: Er hat ein seltenes Gesicht und er spielte selten in den ganz großen Filmen.
Einmal, 1972, da lehnte er eine Rolle ab in einen Film, der Geschichte machte, „Der letzte Tango in Paris“, Marlon Brando hat sie dann gespielt. Sein Schamgefühl, sagte Trintignmant später, habe ihn dazu bewogen. Und es ist, als sei diese Haltung das Gesicht des Mannes: Der diskrete Charme dieses Bourgois ist uneignet für schamfreien Sex.
Text: Henryk Goldberg
Bild: Still aus: Un homme et une Femme (Claude Lelouch, Frankreich 1966)
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